Landwirtschaft 2

Leserbrief zu „Kleine Hecken, große Wirkung“

von Catrin Steinbach in den DNN vom 6. November 2018:

Mit Unverständnis habe ich die nach meiner Wahrnehmung einseitige Berichterstattung über die „eintönigen Agrarlandschaften“ und fehlende Artenvielfalt in den Dresdner Ortschaften gelesen.

In Ihrem Artikel wird über die unbedingt, notwendige Anpflanzungen von Hecken und Sträuchern für die Erhaltung der Artenvielfalt in den Ortschaften berichtet, wie beispielsweise im Schönfelder Hochland, in Langebrück und auch im Dresdner Westen. Das ist in meinen Augen deutlich zu kurz gesprungen, denn es handelt sich hier nur um eine Seite der Medaille. Mir fehlen in dem Beitrag die Stimmen der Ortsvorsteher, Grundbesitzer oder Landwirte, die diese Umweltmaßnahmen akzeptieren oder umsetzen sollen. Ich denke dieser Personenkreis sieht die Maßnahmen nicht nur positiv. Beispielsweise die Landwirte verlieren Nutzfläche und auf die Ortsvorsteher kommen bei fehlender Pflege dieser Grünstreifen finanzielle Mehrbelastungen zu oder die Bearbeitung von Bürgerbeschwerden. Auch die Einwohner der Ortschaften kommen leider nicht zu Wort, die bspw. sich in die Diskussion zum Landschaftsplan eingebracht haben und Hinweise zur Sinnhaftigkeit verschiedener Grünzüge gemacht haben. Mit dieser eindimensionalen Berichterstattung machen Sie sich nur zum Sprachrohr der Umweltbürgermeisterin der Stadt. Mein Anspruch an gut informierten Journalismus ist, dass er sich mit den unterschiedlichen Meinungen zu einem Thema auseinandersetzt und nicht als Pressesprecher des Umweltamtes agiert.

So hatte ich mir bspw. erhofft zu erfahren: In welchem Umfang das Umweltamt Begrünungsstreifen im Stadtgebiet von Dresden plant? Welche Qualitätsstandards setzt das Umweltamt an? Wann kann von einer erfolgreichen Maßnahme zum Schutz von Artenvielfalt gesprochen werden? Vor dem Hintergrund, dass richtigerweise immer mehr auf regionale Produkte wert gelegt wird und die Anfahrtswege für Produkte so gering wie möglich gestaltet werden soll, sehe ich hier einen ökologischen Zielkonflikt. Die Kleinfelderwirtschaft ist nur bedingt konkurrenzfähig gegenüber großen landwirtschaftlichen Einheiten. Ab welchen Größenordnungen haben wir überhaupt eine Großfelderwirtschaft und welche Preise sind wir in der Gesellschaft bereit zu zahlen für landwirtschaftliche Produkte? Wie kann ein Ausgleich zwischen den Zielen der Artenvielfalt und den Notwendigkeiten der Landwirtschaft geschafft werden? Überall wo Sträucher angepflanzt werden, kann die Landwirtschaft nur noch eingeschränkt betrieben werden, was mich zu der Frage führt: In welchen Abständen werden Grünstreifen angestrebt und wie viele Hecken oder Sträucher sollten auf einem Hektar gepflanzt werden?

All diese Information und verschiedenen Sichtweisen bleibt der Beitrag an dieser Stelle leider schuldig. Aber es könnte die Grundlage für einen weiteren Artikel bilden.