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24. Dresdner Fernwärme-Kolloquium

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24. Dresdner Fernwärme-Kolloquium

Energie-Experten aus ganz Deutschland diskutierten bei 24. Dresdner Fernwärme-Kolloquium am 24.09.2019 zum Thema: Fernwärme – zentraler Wegbereiter für eine erfolgreiche Energiewende. Das Ergebnis und die neuen Eckpunkte der Veranstaltung sind wie folgt:

- Flächendeckender Ausbau von Fernwärme und Wärmenetzen nötig - Stadtwerke leisten vor Ort wichtigen Beitrag zur Energiewende - Rahmenbedingungen verbessern, um Vorteile grüner Fernwärme zu nutzen - Fernwärme in Klein- und Mittelstädten stärker etablieren

Als energiepolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag war es eine Freude, das Grußwort zu sprechen:

Sehr geehrte Gäste, Zuhörer und Fachkollegen,

es ist mir als erster Redner des Tages zum Thema Energiepolitik eine Ehre, Sie auf das renommierte und traditionsreiche 24. (!) Dresdner Fernwärme-Kolloquium - hier im World Trade Center - einzustimmen!

Erneut bietet die Konferenz und die Präsenz so vieler (315) Fachleute der Branche an einem Ort die Möglichkeit, die aktuellsten Themen zu Energiepolitik, Rahmenbedingungen, Stadtentwicklung, Technik, Digitalisierung, iKWK (innovative KWK), Forschung und Entwicklung zu erörtern. Kontakte können geknüpft, neue Produkte können präsentiert werden.

Besonders spannend wird heute wohl der erste Fernwärme-Science-Slam der Wissenschaftler von den Universitäten Dresden, Darmstadt und Cottbus. Zukunftsperspektiven mal anders im Schlagabtausch und in ein neues Licht setzen! Eine tolle Sache - das ist Diskurs!

Hochrangige Branchenvertreter und Vertreter aus der Politik der vom Strukturwandel besonders betroffenen Bundesländer kommen auf dem heutigen Kolloquium miteinander ins Gespräch. Die Themen der Fernwärme-Entwicklung und des Kohleausstiegs sind uns vertraut. Allen ist bewusst: Klimaschutz ist aus gutem Grund in aller Munde, in der Gesellschaft gewollt und mehrheitsfähig (siehe friday for future) - die damit einhergehende Energiewende wird heiß diskutiert. Am Freitag vergangene Woche tagte die Bundesregierung aktuell zum neuen Klimaschutzgesetz in Berlin. Verhandelt werden verlässliche, gesetzliche Rahmenbedingungen, die den Energiesektor, den Verkehr und die Gebäudewirtschaft tragfähig in die Zukunft führen.

Ziel ist es, auf allen Ebenen auf eine Stabilisierung des Klimas hinzuarbeiten. Die EU-Klimaziele fest im Blick, leitet der Ausstieg aus der Kohleverstromung umfangreiche Transformationsprozesse ein. Hier bedarf es einer intensiven Arbeit aller europäischen Braunkohlestaaten.

Der Freistaat Sachsen verstärkt daher seine Mitarbeit im Rahmen der Europäischen Kohleplattform. EU, Bund und Länder schaffen im gemeinsamen Strukturentwicklungs-prozess verbesserte Konditionen für Investitionen und fördern Unternehmensansiedlungen, um den Weg in eine innovative, zukunftsorientierte und den Anforderungen einer zunehmend digitalen Gesellschaft entsprechenden Wirtschaftsstruktur zu ebnen.

Das Strukturstärkungsgesetz hilft mit dem Einsatz von 40 Milliarden Euro ein Maßnahmenpaket zu schnüren, dass die Regionen im Strukturwandel dringend brauchen. Wir sprechen hier über erweiterte Straßenverbindungen und optimierte Verkehrsanbindungen, aber auch über den Aufbau eines Instituts des DLR für co2-arme Produktionsprozesse im Bereich Energietechnologien an den Standorten Cottbus und Zittau und die Ansiedlung eines Innovationscampus‘ und start-up-accelerators sowie eines Labors für Wasserstoffforschung in Görlitz.

Lassen Sie mich auf das Stichwort „Energiewende“ zurückkommen - oft verstanden als „Stromwende“, ist sie doch vielmehr auch eine „Wärmewende“ mit dem Ziel, die Klimagefahren, die durch den CO2-Ausstoß bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Heizöl oder Erdgas entstehen, zu reduzieren. Die Versorgung mit Wärme für die Beheizung von Gebäuden und für industrielle Prozesse wird nicht mehr wie bisher weitgehend mit fossilen Energieträgern durchgeführt, sondern zukünftig mit erneuerbaren Energien. Die Abhängigkeit von Lieferanten für fossile Energieträger würde jedenfalls verringert. Ein größerer Teil des für die Wärmeversorgung ausgegebenen Geldes würde in der eigenen Volkswirtschaft verbleiben. Eine Wärmewende als praktizierter Klimaschutz!? Nahezu 50% des Primärenergiebedarfs in Deutschland entsteht im Bereich der Wärmeversorgung. Die Institute für Klimaforschung belegen in aktuellen Gutachten die Bedeutung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und der Fernwärme, um die angestrebten Emissionseinsparungen bis 2050 zu erreichen. Bei KWK werden Strom und Wärme effizient in einem Prozess erzeugt. Das macht Fernwärme aus KWK im Rahmen energetischer Sanierung oder bei Neubauten sehr attraktiv.

Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 und den Klimaschutzplan 2050 mit den für alle Sektoren vereinbarten Maßnahmepaketen und Zielen vollständig umzusetzen.

Wie sehen nun die gesetzlichen Rahmenbedingungen aus?

Das Energieeinsparungsgesetz, die Energieeinsparverordnung und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz werden mit dem GebäudeEnergieGesetz (GEG) in einem Gesetz zusammengeführt. Das GEG und die energetischen Anforderungen an Gebäude, die wirtschaftlich vertretbar sein müssen, werden ihren Beitrag dazu leisten, dass Energieeffizienz und Klimaschutz bei Gebäuden wirtschaftlich, umweltfreundlich und sozial gerecht umgesetzt werden.

Derzeit werden ca. 20 Millionen Gebäude mit öl- und gasbasierten Wärmeerzeugern beheizt. Ein Großteil dieser Wärmeerzeuger ist technisch veraltet und weist somit eine geringe Effizienz aus. Durch den Austausch dieser Wärmeerzeuger in Verbindung mit einer Optimierung der Heizungsperipherie und anteiliger Nutzung erneuerbarer Wärme sind mit Blick auf die Ziele 2030 deutliche Effizienzgewinne und Treibhausgasminderungen zu erreichen. Für die Phase nach 2030 bieten diese Geräte im Regelfall mittelfristig die Möglichkeit einer nachträglichen Hybridisierung und langfristig die Möglichkeit, synthetische nicht-fossile Brennstoffe einzusetzen. Darüber hinaus wird ein Großteil der erneuerten Wärmeerzeuger bis zum Jahr 2050 nochmals ausgetauscht werden.

Im Koalitionsvertrag vorgesehen ist außerdem eine Neu-ordnung der bisherigen Förderprogramme im Gebäudebereich, die im Zuge der Umsetzung der Förderstrategie „Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien“ erfolgen soll. Geplant sind dabei eine verstärkte Honorierung des Einsatzes erneuerbarer Wärme und mehr Förderung von Hybridsystem (z. B. Kombination von Gasheizung plus Wärmepumpen).

Die Förderstrategie „Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien“ umfasst eine Reform der effizienz- und wärmepolitischen Bundesförderprogramme in den Bereichen Energieberatung, Gebäude, Industrie/Gewerbe und Wärmeinfrastruktur.

Dabei sollen die bisherigen Förderangebote gebündelt werden mit dem Ziel, ein ganzheitliches und konsistentes Förderangebot zu schaffen. Ein ganzheitliches Vorgehen bietet die Chance der optimalen Verzahnung der Förderbereiche untereinander, insbesondere der Energieberatung und der investiven Förderung. So kann die Effektivität und Adressatenorientierung verbessert, eine klarere Ausrichtung an den Effizienzzielen erreicht, und die Schlagkraft der Förderung erhöht werden. Erneuerbare Heizsysteme sollen deutlich attraktiver als fossile werden.

Im Bereich der Wärmeinfrastruktur fördert das zum 1. Juli 2017 in Kraft getretene Programm „Modellvorhaben Wärmenetzsysteme 4.0“ bereits effiziente Wärmenetze, die mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien und Abwärme gespeist werden.

Damit erfolgt erstmals eine systemische Förderung im Bereich Wärmeinfrastrukturen, mit der nicht nur Einzeltechnologien und -komponenten, sondern Gesamtsysteme gefördert werden. Das Programm wird vom Markt bislang gut angenommen.

Mit Spannung erwartet, verabschiedete die Bundesregierungg am vergangenen Freitag den Beschluss zum Klimaschutzprogramm. Damit steht fest, dass es weitere Impulse für mehr Energieeffizienz im kommunalen Bereich geben wird. Neben der planmäßigen Fortführung des Programms „Energetische Stadtsanierung“ sollen im Jahr 2020 neue Fördertatbestände entwickelt und verbessert werden. Die Kraft-Wärme-Kopplung wird kompatibel zum Ausbau der erneuerbaren Energien auf der Strom- und Wärmeseite gefördert. Moderne KWK-Systeme ersetzen perspektivisch Kohle-KWK-Kraftwerke, sichern die Strom– und Wärmeversorgung ab und unterstützen durch eine flexible Fahrweise die Integration erneuerbarer Energien. Die KWK-Förderung wird auch in der öffentlichen Versorgung weiterentwickelt und bis 20130 verlängert.

Persönlich bin ich positiv erstaunt, über die Vielzahl der im Programm angesprochenen, wichtigen Eckpunkte zum Klimaschutzprogramm. Als Versäumnis stufe ich jedoch das Fehlen verbindlicher Vorgaben zur Sicherung der Netzstabilität in Deutschland ein. Der Ausbau des Verteiler-netzwerkes und die Anerkennung benötigter Speicherkapazitäten (Pumpspeicherwerk) gehört meiner Auffassung nach unbedingt in die Planung zukünftiger Energiebedarfe aufgenommen!

Von nicht zu unterschätzendem Wert bei der Umsetzung notweniger Maßnahmen für zukünftige Energieffizienz und die Einhaltung der Obergrenzen für Treibhausgasemissionen in den Städten und Gemeinden ist das Zusammenspiel zwischen den politischen Entscheidungsträgern, den Kommunen und den Versorgungsunternehmen! Der stetige Ausbau der EE Energien in den Fernwärmesystemen –d.h. grüne Fernwärme- dient der Erreichung der Klimaziele und trägt in Sachsen bereits Früchte. Dank der engen fachlichen Zusammenarbeit des Energieeffizienzverbandes für Wärme, Kälte und KWK e.V. (AGFW) und der Fachministerien wurden in Dresden Pieschen, Leizpig Plagwitz oder auch in Chemnitz Sonnenberg/Brühl Pilotprojekte für nachhaltige Stadtentwicklung und die Versorgung mit erneuerbarer Energie in der Fernwärmeversorgung erfolgreich umgesetzt.

Wir sind dazu angehalten, die Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit unserer Wirtschaft und die Belastungen für die Verbraucher im Blick zu behalten, während wir einen positiven Weg zum nachhaltigen, technologieoffenen Klimaschutz beschreiten; alles eng abgestimmt mit unseren europäischen Nachbarn. Der weltweite Klimaschutz und der Umbau des Energiesystems sind in Verbindung mit dem Erhalt unserer industriellen Basis enorme Herausforderungen, die zugleich jedoch große Chancen eröffnen. Nutzen wir sie!

Ich wünsche Ihnen allen ein erfolgreiches & diskussionsfreudiges 24. Fernwärme-Kolloquium. Vielen Dank!


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