Andrei Paket Collage

Gute Nachrichten von meiner Politischen Patenschaft #FreeAndrei

Meine politische Patenschaft für Andrei Kuznechyk

Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, mit Andrei Kuznechyk zu sprechen, einem ehemaligen politischen Gefangenen aus Belarus. Für den Journalisten hatte ich 2022 im Rahmen der #weStandBYyou Kampagne der Menschenrechtsorganisation Libereco eine symbolische Patenschaft übernommen. Nach 1.175 Tagen in Haft wurde Andrei am 12. Februar 2025 entlassen. Er wurde aus dem Land verwiesen und lebt seitdem mit seiner Familie in Litauen.

Erstes Zusammentreffen zwischen Andrei Kuznechyk und seiner Familie nach dessen Freilassung ©Radio Free Europe/Radio Liberty 2025

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Unmenschliche Haftbedingungen

Politische Gefangene werden in Belarus schlechter behandelt als "normale" Kriminelle, berichtete mir Andrei. Er verbrachte seine Haftdauer in drei der grausamsten Strafkolonien in Belarus. Zuletzt saß er im berüchtigten Gefängnis des belarusischen Geheimdienstes in Minsk ein. Während seiner gesamten Haftdauer wurden ihm keine Briefe und Postkarten von Bekannten und ausländischen Unterstützenden zugestellt. Andrei erzählte mir, dass er sich im Gefängnis immer als Beobachter seiner Situation gefühlt hat. Er wusste, dass er seine Geschichte irgendwann aufschreiben wird. Diese journalistische Einstellung schien ihm während der Haft die Kraft zu geben, um durchzuhalten.

Informationsvakuum nach Freilassung

Schwierig war für den Journalisten von Radio Svaboda (Radio Free Europe) nach seiner Freilassung - von der er erst 15 Minuten zuvor erfuhr - vor allem ein Informationsvakuum der letzten drei Jahre. In der Haft hatte er lediglich Zugang zu dem regimetreuen, belarussischen Staatsfernsehen. Auch wenn er lernte, das Unausgesprochene in der Berichterstattung zu verstehen, war der Schock nach seiner Entlassung groß. Beispielsweise erfuhr er erst nach drei Jahren von dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Frustriert erzählte er mir, dass es mühsam sei, diese und weitere Informationen der vergangenen Jahre aufzuholen und zusammenzusetzen.

"Wenn man über politische Gefangene spricht, muss man immer auch über deren Familien sprechen. Denen geht es oft schlechter als den Gefangenen selbst."

Andrei Kuznechyk

Schuldgefühle gegenüber der Familie

Noch trauriger machte ihn, dass er seinen Kindern für drei Jahre nicht beim Aufwachsen zusehen konnte. Sein Sohn ist mittlerweile 5 und seine Tochter 11 Jahre alt. Er fühlt sich schuldig, dass er seine Frau im Stich gelassen hat und nicht für seine Familie da sein konnte. Andrei erzählte, dass sich die Gefangenen untereinander daher auch meistens über ihre Familien unterhielten. Für seine Angehörigen waren die Jahre seiner Abwesenheit sehr schwer, denn sie haben kaum Informationen über ihn erhalten. Sie konnten sich nur vorstellen, wie es Andrei gehen könnte. Diese Ungewissheit war zermürbend. Vor dem Hintergrund betonte Andrei, dass er sich seine ganze Haftdauer gegenüber seiner Familie schuldig fühlte - nie jedoch für die Verbrechen, die ihm das belarussische Regime vorwarf.

"Alles Gute für dich und deine Familie, lieber Andrei!"

Lars Rohwer

Bleiben wir zuversichtig

Andreis Erzählung hat mich überwältigt. Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, welche unmenschlichen Erfahrungen er in der belarussischen Haft gemacht hat. Unser Gespräch endete mit Worten, die mich überraschten, denen ich mich aber nur anschließen kann: "Optimismus brauchen wir!"

Um ihm und seiner Familie die Eingewöhnung in ihrer neuen (vorübergehenden) Heimat zu erleichtern, habe ich ein Paket nach Litauen geschickt. Alles Gute für dich und deine Familie, lieber Andrei. Möget ihr all die Unterstützung und Wärme erhalten, die ihr in dieser herausfordernden Zeit benötigt.