Aber zurück zur MSC. Was ist eigentlich passiert?
Für Carlo Masala waren gar nicht so sehr die offiziellen Redebeiträge das Entscheidende. Deutlicher waren die Geschehnisse drumherum. In Gesprächen der NATO-Vertreter betonten US-Amerikaner, dass die Ukraine Gebiete abtreten werden müsse und außerdem die in Aussicht gestellte NATO-Mitgliedschaft der Ukraine für sie nicht mehr in Frage käme. Die USA fokussieren sich zunehmend auf Asien. Das kündigt sich mindestens seit der Obama-Administration an. Gleichzeitig ist der europäische Kontinent aber nur marginal zusammengerückt. Das macht sich nun in der schwachen Verhandlungsposition bemerkbar. Ein Waffenstillstand in der Ukraine würde eine europäische Absicherung von groben Schätzungen 15.000 bis zu 100.000 Soldaten erfordern. Diese Summe muss man gedanklich mit 3 multiplizieren, denn es muss jeweils eine Gruppe vor Ort sein, eine in Vorbereitung und eine quasi in Nachbereitung.
Gegenüber unserer eigenen Bevölkerung, fordert Masala, müssten wir sehr viel deutlicher Russlands hybride Kriegsführung erklären. Drohnen über Bundeswehr-Stützpunkten, durchschnittene Kabel in der Ostsee etc. Dieses Gesamtbild ist die Bundesregierung der Bevölkerung schuldig. Nur dann habe diese auch ein Verständnis für Maßnahmen im eigenen Land.
Russland investiert massiv in sein Militär, während die EU ihre Verteidigungsindustrie immer besser koordinieren sollte. Seit der letzten Europawahl gibt es einen zentrale Rüstungskommissar – auch wenn er Verteidigungskommissar heißt. Dieser könnte eine effizientere Beschaffung sicherstellen.
Die Diskussion machte alles in allem sehr deutlich, dass Deutschland und Europa strategische Entscheidungen treffen müssen, um ihre Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten. Dafür müssen wir mehr als zügig reagieren und einen Fahrplan aufstellen. Von einem zukünftigen Bundeskanzler Friedrich Merz forderte Masala deshalb die ansprechbaren Länder wie Frankreich. Polen, Benelux, die baltischen Staaten etc. zusammenzunehmen und gemeinsam voranzuschreiten. Eine Einigkeit über Gesamteuropa dauert in diesem Fall, seiner Einschätzung nach, zu lange, um rechtzeitig vorbereitet zu sein, sollte Russland die NATO doch eines Tages testen.