Zeit für einen ersten Ausblick in die 21. Wahlperiode.
Das Besondere der Woche war natürlich die Konstituierende Sitzung des neu gewählten Bundestages am Dienstagmittag. Eröffnet wurde die Sitzung durch den Alterspräsidenten - in diesem Fall Gregor Gysi. Ihm kam damit das besondere Privileg zu, eine Rede ohne zeitliche Begrenzung zu halten. Ein Privileg, das sich wohl manche von uns, mich eingeschlossen, hin und wieder auch für die eigenen Reden wünschen würden.
Mit diesem Vorrecht geht allerdings auch eine besondere Verantwortung einher. Alterspräsidenten wie Norbert Lammert oder Wolfgang Schäuble haben diese Gelegenheit genutzt, um mit klugen Worten Richtung und Haltung für die kommenden Jahre vorzugeben - mahnend, verbindend und mit großem Weitblick. Gregor Gysi hingegen nutzte seine Rede in erster Linie, um das Parteiprogramm der Linken zu bewerben - und verharmloste dabei in wirklich bedenklicher Weise die Verbrechen des SED-Regimes. Schon im Vorfeld hatte ich seine Position als Alterspräsident sehr kritisch gesehen. Leider hat sich diese Einschätzung bestätigt.
Erfreulicherweise folgte auf seine Rede eine weitere - und deutlich passendere - Ansprache: Julia Klöckner, die neue Bundestagspräsidentin, fand klare und verbindende Worte. Sie erinnerte daran, dass Demokratie ohne Kompromiss nicht funktioniert - und dass Meinungsvielfalt nur dann gelingt, wenn wir auch andere Ansichten aushalten können. Nicht jede unbequeme Meinung ist gleich extrem. Sie machte deutlich: Unser Parlament gerät nicht ins Straucheln, wenn wir bereit sind, aufeinander zuzugehen. Ein Ratschlag, denen wir uns für die kommenden Jahre zu Herzen nehmen sollten. Für ihre Amtszeit hat sie sich viel vorgenommen: den Bundestag zum modernsten Parlament der Welt zu machen - digitaler, transparenter und bürgernäher. Eine starke, verbindende Rede zum Start in eine neue Legislatur.