Nowak Lars Rohwer 5

Suizidprävention

Lars Rohwer Zur Carolabruecke

Warum beschäftigt mich das Thema so sehr?

In Sachsen ist die Suizidrate deutschlandweit am höchsten, seit vielen Jahren. Das muss uns unbedingt in der Politik beschäftigen. Das Zweite ist eine persönliche Erfahrung. Meine Eltern waren geschieden, und ich habe lange Zeit keinen Kontakt mit meinem Vater gehabt. Aber 1993 kam die Nachricht, dass er sich suizidiert hat, und seitdem ist das auch Teil meiner Geschichte. Auch wenn ich fast keinen Kontakt hatte, ist es etwas, was einen beschäftigt. Er war ja mein Vater.

Aus vielen wissenschaftlichen Forschungen wissen wir, dass, wenn Menschen über Suizidgedanken sprechen, sie also mit anderen in die Interaktion treten, die Chance besteht, einen Suizid zu verhindern. Im Gespräch findet man eben miteinander Wege, um wieder eine Perspektive für das Leben zu sehen.

Flugzeuge Mahnwache

“Leben retten und zwar jetzt - Suizidpräventionsgesetz!”

Unter diesem Motto wurde im vergangenen Jahr Druck gemacht. Ein Bündnis von Akteuren der Suizidprävention machte deutlich wie dingend das Suizidpräventionsgesetz erwartet wird. Denn auf die reinen Zahlen geschaut, verlieren wir jede Woche so viele Menschen an den Suizid wie bei einem Flugzeugabsturz ihr Leben verlieren. Das ist dramatisch!

Ist ein Todeswunsch nicht in den meisten Fällen ein Hilferuf? Wir wollen Beistand für die betroffenen Menschen! Beistand, der mit ihnen nach Auswegen sucht. Der Auftrag aus dem Bundestag, adressiert an die Bundesregierung, war es deshalb, ein Gesetz zum Thema Suizidprävention vorzulegen.

Dieses Vorhaben ist zugegeben sehr kompliziert. Wir müssen in viele Gesetze eingreifen. Aber die Zeit war lang genug. Karl Lauterbach hat im Frühjahr 2024 (bereits deutlich verspätet) eine Nationale Strategie Suizidprävention vorgelegt. Die finale gesetzliche Verankerung ist er trotz vielem Drängen aller Fraktionen schuldig geblieben. Das müssen wir im Zusammenspiel aller Akteure schleunigst angehen.

Was braucht es?

  • Wir brauchen mehr Informationen für die Forschung: Wo finden regional verstärkt Suizidversuche statt? Ist dem Rettungsdienst etwas ausgefallen? Für mich geht Lebensschutz vor Datenschutz.
  • Wir brauchen die Abstimmung mit dem Forschungsministerium, um sinnvolle und zielführende Forschung zu ermöglichen
  • Wir brauchen eine finanzielle Ausstattung, um ehrenamtliche Initiativen auf hauptamtliche und dauerhafte Füße stellen zu können!
  • Den Tabu-Bruch, denn (öffentlich) darüber reden, hilft in der Regel und treibt niemanden allein dadurch in den Suizid.
Lewitzka Suizidpraevention

Was ist bisher schon passiert?

Mit dem durch eine überwältigende Mehrheit der Bundestagsabgeordneten abgestimmten Antrag "Suizidprävention stärken" wurde im Sommer 2023 ein Meilenstein in der Geschichte der Suizidprävention erreicht. in diesem Kontext wurde auch ein überfraktioneller Parlamentskreis eingerichtet, in dem ich als Sprecher für meine Bundestagsfraktion, Mitglied bin. Aus Dresdner Verbundenheit und als engagierte Mitstreiterin in diesem Thema stehe ich dafür auch im engen Austausch mit Prof. Ute Lewitzka (Foto Mitte), die als Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention das Thema intensiv vorantreibt - und mittlerweile auch die deutschlandweit erste Professur für Suizidprävention inne hat.

Mir ist es ein persönliches Anliegen darauf aufmerksam zu machen, dass bei Suizidalität Hilfe möglich und ein Suizid vermeidbar ist!

Lars Rohwer
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Caritas Projekt U25

Jeder und jede, die einmal mit den Projektmitarbeitern und vor allem den ehrenamtlichen Peers persönlich gesprochen hat, ist tief berührt! [U25] bietet Kindern und Jugendlichen bis 25 Jahre, die in einer suizidalen Krise stecken, eine Art "Kummerkasten". Per Mail treten sie dort - natürlich anonym - mit den Peers in den Austausch. Sie bekommen ein offenes Ohr, ohne Verurteilung und ohne Angst zur Last zu fallen. Der Austausch gibt ihnen - wie in der Überschrift genannt - im besten Fall wortwörtlich den Ruck, bei der Umsetzung ihres Todeswunsches innezuhalten und umzukehren.

Bei den 10- bis unter 25jährigen war Suizid im Jahr 2023 die häufigste Todesursache. In dieser Lage ist ein Projekt wie [U25] von immenser Bedeutung - und dabei nicht einmal besonders kostenintensiv. Wir dürfen die jungen Menschen, gerade nach der Corona-Pandemie in ihren psychischen Krisen nicht allein lassen!

Übrigens gibt es für über 25jährige ein ganz ähnliches Programm unter dem Namen MANO - Suizidprävention!