Neues Positionspapier „Souveränität aus eigener Stärke – Eckpfeiler einer neuen China-Politik"
Im Koalitionsvertrag hatten die Ampelparteien vereinbart, eine „umfassende China-Strategie in Deutschland“ zu erarbeiten. Damit ist die Bundesregierung erheblich im Verzug und das hat wiederum erhebliche strategische Implikationen.
Erinnern wir uns nur an die Diskussion um den chinesischen Staatskonzern Cosco und seine Beteiligung am Hamburger Hafen. Obwohl sich in dieser Frage sowohl im Wirtschaftsausschuss über Koalitions- und Fraktionsgrenzen hinweg große Einigkeit zeigte als auch sechs Ministerien der Bundesregierung Bedenken gegen eine solche Beteiligung anmeldeten, agierte der Bundeskanzler als Handelsvertreter Hamburgs gegen nationale Sicherheitsinteressen und setzte die Beteiligung durch. Die erst jüngst durch das BSI erfolgte Einstufung des Terminals als kritische Infrastruktur bestätigt in aller Deutlichkeit, dass der Bundeskanzler eine falsche Entscheidung getroffen hat, die darauf hinauslief, bestehende Abhängigkeiten eher zu vergrößern als zu verringern. Was schon auf nationaler Ebene nicht funktioniert, setzt sich innerhalb der EU fort. Auch dort tritt die Bundesregierung deutlich wahrnehmbar nicht abgestimmt mit den europäischen Partnern auf.
Deutschland braucht zum Umgang mit China einen nationalen Konsens über die Grenzen aller demokratischen Parteien und Fraktionen hinweg. Der strategisch richtige Umgang mit China ist eine Aufgabe, die über diese oder die nächste Legislaturperiode hinausweist. Diese Frage wird nicht nur die 20er-Jahre prägen und kann damit nicht parteipolitisch beantwortet werden.
Die Pandemie hat im Vergleich zur chinesischen Ein-Parteien-Diktatur gezeigt: Demokratien können besser für die Menschen liefern. Chinas Coronapolitik ist gescheitert – virologisch und ökonomisch.
Demokratien haben mit ihrer Offenheit und Verlässlichkeit, mit höherem Vertrauen durch politische Legitimation, mit öffentlichen und breit angelegten Beratungsprozessen und mit ihrer Fähigkeit zur Selbstkorrektur sowie mit ihrer Innovationskraft entscheidende Wettbewerbsvorteile bewiesen. Auch die starke Reaktion weiter Teile der internationalen Staatengemeinschaft auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat der Welt demonstriert: Die Demokratien und Verfechter der regelbasierten internationalen Ordnung verfügen über die Kraft und die Ressourcen, handlungsfähige Allianzen und Partnerschaften zu schmieden. Dies ist ein essenzieller Vorteil gegenüber China, das zwar vielen Ländern kurzfristige Vorteile in der Zusammenarbeit bietet, eine nachhaltige Partnerschaft auf Augenhöhe in der Regel aber nicht zum Ziel hat.
Die systemische Rivalität wird nicht von Deutschland und Europa gesucht, sondern von China an uns herangetragen. Das zeigt nicht zuletzt Chinas Handeln im Kontext des Kriegs gegen die Ukraine. Weil China sich verändert hat, müssen auch wir unsere Politik gegenüber China verändern. Dabei wollen wir die bestehende Partnerschaft nicht kleinreden, sie braucht aber eine Neubestimmung.
Mit dem nunmehr beschlossenen Positionspapier „Souveränität aus eigener Stärke – Eckpfeiler einer neuen China-Politik“ haben wir uns als CDU/CSU-Fraktion nach einem langen und intensiven Prozess chinapolitisch eindeutig positioniert.