Gorbitz

Der Stadtteil Gorbitz liegt in Hanglage im Westen der Landeshauptstadt Dresden und zählt zum Ortsamtsbereich Cotta. Begrenzt wird er von den Ortschaften Altfranken und Gompitz, den Stadtteilen Cotta, Leutewitz, Löbtau, Naußlitz, Omsewitz, Roßthal und Wölfnitz sowie Pesterwitz (Große Kreisstadt Freital).

Wer denkt, dass Gorbitz nur aus dem gleichnamigen Neubaugebiet besteht, der irrt. Die slawische Siedlung Gorbitz wurde 1206 erstmals als Gurbewicz urkundlich erwähnt. Der Ortsname leitet sich vom altsorbischen Wort Gora ab, was so viel wie Hügel bedeutet. Gorbitz besaß zwei Dorfkerne, welche ab 1573 die selbstständigen Landgemeinden Ober- und Niedergorbitz bildeten. Während Obergorbitz ein wohlhabendes Bauerndorf war, dessen Güter sich bis heute zum Teil erhalten haben, wohnten in Niedergorbitz vorrangig Häusler und Tagelöhner.

Dritter Ortsteil war das frühere Kammergut an der Kesselsdorfer Straße, dessen Felder heute vom Neubaugebiet Gorbitz eingenommen werden. Das Kammergut ging aus einem bereits im Mittelalter bestehenden Vorwerk hervor und gehörte 1445 der Familie Busmann. 1644 erwarb es Kurfürstin Magdalena Sybilla. Durch weitere Gebietsankäufe betrug die Gutsfläche letztlich über 150 Hektar, hierzu gehörten auch zwei Weinberge, eine Brennerei und eine Brauerei. 1832 wurde das Kammergut Gorbitz vom Staat übernommen und bildete bis 1924 einen selbständigen Gutsbezirk. In dem Herrenhaus des Kammergutes befindet sich heute ein Gasthof.

1745 war Gorbitz von den Ereignissen der Schlacht bei Kesselsdorf betroffen, die sächsischen Truppen erlitten hier eine vernichtende Niederlage gegen die preußische Armee. Auch im Siebenjährigen Krieg kam es um Gorbitz zu Kampfhandlungen, bei denen einige Höfe zerstört wurden.

Im 19. Jahrhundert wuchs die Einwohnerzahl des Ortes deutlich an, insbesondere durch den Ausbau der Kesselsdorfer Straße und den Zuzug von Bergleuten aus dem Plauenschen Grund. So lebten in Niedergorbitz um 1840 bereits 1.300 Menschen, damit war der Ort eine der größten Landgemeinden in der Dresdner Umgebung. Da die Lebensverhältnisse der Bergarbeiterfamilien teilweise katastrophal waren, begünstigten diese den Ausbruch der Cholera im Jahr 1873. Diese Epidemie war die letzte ihrer Art im Dresdner Raum und breitete sich von Niedergorbitz bis nach Löbtau und in die Wilsdruffer Vorstadt aus.

1921 wurden Ober- und Niedergorbitz als Stadtteile zu Dresden eingemeindet. 1924 folgte das Kammergut Gorbitz. Obwohl in den 30er Jahren einige Siedlungshäuser entstanden, blieben weite Teile der Ortsflur weiterhin unbebaut.

1945 wurde in der ehemaligen Gaststätte “Zum Reichsschmied” an der Kesselsdorfer Straße das erste Dresdner Rundfunkstudio eingerichtet. Aus diesem entwickelte sich ab 1955 das Trickfilmstudio der DEFA. Die früheren Felder des Kammergutes fielen 1946 unter die Bodenreform und wurden ab 1952 von der LPG "Einheit" und "Bergland" bearbeitet.

1979 begannen auf Beschluss des Rates der Stadt Dresden Vorbereitungen zum Bau des größten Dresdner Neubaugebietes auf den Fluren des früheren Kammergutes Gorbitz. 1981 wurde der Grundstein zum ersten Wohnkomplex gelegt. Bereits Anfang 1982 konnten die ersten neuerrichteten Wohnungen an ihre künftigen Mieter übergeben werden. Bis Ende der 1980er Jahre entstanden in den insgesamt vier Wohnkomplexen ca. 14.000 Wohnungen für rund 36.000 Einwohner. Neben den Plattenbauten der Serie WBS 70 wurden auch vier 17-geschossige Wohnhochhäuser am Amalie-Dietrich-Platz errichtet. Gleichzeitig entstand 1983 eine neue Straßenbahnverbindung mit Gleisschleife. Zu beiden Seiten dieser zentralen Achse wurden einige Pavillons mit Geschäften und Gaststätten erbaut. Trotz aller Bemühungen blieb die Siedlung am Gorbitzer Hang ein wenig attraktives, monotones Plattenbaugebiet, in dem es vor allem an Grünflächen und kulturellen Einrichtungen mangelte. Erst nach der Wende 1990 begann eine schrittweise Aufwertung des Viertels. So entstand 1992 ein kirchliches Gemeindezentrum mit der St. Philippus-Kirche, 1992/96 folgten moderne Einkaufszentren am Amalie-Dietrich-Platz, am Merianplatz und an der Harthaer Straße.

Darüber hinaus begann die Umgestaltung der vorhandenen Wohnblöcke, die farblich ansprechender gestaltet und zum Teil baulich verändert wurden. Dieser Prozess wurde vom Abriss leerstehender Wohnblöcke begleitet. Auf den hierbei geschaffenen Flächen entstanden neue Grünflächen und Standorte für individuelle Wohnformen.Ferner wurden in weiten Teilen die bestehenden Plattenbauten saniert und modernisiert.

Als prämiertes Beispiel der modernen Stadtumgestaltung gilt das Pilotprojekt "Kräutersiedlung". Um die Attraktivität des am oberen Rand von Gorbitz gelegenen Quartiers zu erhöhen, wurden die oberen Etagen der bestehenden WBS 70-Plattenbauten abgetragen, die Blockstruktur durchbrochen und die verbliebenen Wohnungen mit nichtstandardisierten, zeitgemäßen Grundrissen ausgestattet und durch moderne Balkons bzw. Terrassen ergänzt.